Die Eifelerzähler 
Margot und Jochen Groß


Der Mörder im Mausaueler Wald


Es mag wohl 300 Jahre her sein, da mied jeder den Mausaueler Wald, denn es war bekannt, dass dort in dem fast undurchdringlichen Forst ein schrecklicher Unhold sein Unwesen trieb. Damals gab es nur einen Weg durch den Wald in Richtung Maubach, den die Wanderer gehen mussten.
Wenn die Alten hierüber erzählten, senkten sie die Stimme und es wurde deutlich kälter in der guten Stube. 

Und so geht die Sage:
Zur Geisterstunde und während eines heftigen Gewitters tritt ein seltsames Wesen aus einer Ruine, mitten im Wald. Langsam und bedächtig schreitet es aus, über der Schulter einen Spaten, in der klapperdürren Hand einen rostigen Dolch.
An einem Felsüberhang fängt er an zu graben und bald kommen Menschenknochen zum Vorschein. Im Zucken der Blitze fügen sich die bleichen Knochen zu einer Menschengestalt zusammen. Es ist ein fliegender Händler, der einst mit Waren beladen durch den Wald zog und erdolcht wurde, nachdem er flehentlich um Gnade gebeten hatte.

Den Mörder ereilte der Fluch der bösen Tat, alle Jahre wieder sein Verbrechen erneut begehen zu müssen. Schon sinkt der Händler stöhnend, zu Tode getroffen, zu Boden und wird wieder zum Skelett.

Der Frevler zieht weiter zu einem nahen Hügel, hier gräbt er die morschen Knochen einer Jungfrau aus, die ihn einst beschwor: „Oh, lasst mich zu meinem Liebsten gehen“! Aber nichts konnte das steinerne Herz des Unholdes erweichen und auch dieses ehrbare Mädchen musste durch Mörderhand sterben. Auch hier treibt ihn der schreckliche Fluch, die Tat nochmals zu begehen; wieder erfüllt ein Todesschrei die Luft und ein Skelett liegt vor ihm, das er vergraben muss.

Ein drittes Mal ruft ihn der Fluch zu dem Gerippe eines Knechtes, den er einst erschlug, weil dieser ihn verraten wollte. „Habe Erbarmen mit mir“, ruft er, zur Menschengestalt geworden, erneut aus und wieder trifft ihn der tödliche Streich des Mörders.
Noch ist die Strafe des Frevlers nicht zu Ende: Finstere Mächte zerren ihn mit Gewalt zum Galgenberg, drängen ihn die Leiter zum Galgen empor, Rache sinnend lassen sie ihn sich den Strick um den Hals legen und stoßen die Leiter fort. Nun baumelt er am Galgen, drei Krähen setzen sich darauf nieder und drei dumpfe Schläge vom Kirchturm ertönen.

Jetzt senkt sich Ruhe und Frieden über den Ort der schrecklichen Verbrechen.



Der Nideggener Eierwecken a’ la 1703

 

Dem Archiv der Stadt Nideggen (Band 17 Bl. 76 ff) entnehmen wir, dass im Jahre 1703 zwei Bäcker in Nideggen ansässig waren. Sie hießen: Werner Fischer und Johannes Everhardt Macherey und es ist sehr wahrscheinlich, dass sie die (von mir beschriebene) Backstube in der Stadtmauer benutzt haben.
Es ist weiterhin überliefert, dass zu dieser Zeit eine Brotspezialität in Nideggen vertrieben wurde, die sich „Eierwecken“ nannte. 

Das Rezept ist auch überliefert:

Man nehme: 33 Lot Mehl (500 gr.), 3 Lot Hefe (40 gr.),
 einen kleinen Krug Milch 
(1/4 l),5 Unzen ungesäuerte Butter (125 gr.), 
 2 Löffel Zucker, 2 unbebrütete Eier,
eine Handvoll Rosinen und eine Prise Kardamom.

Das Mehl in ein Kump geben, in der Mitte eine Mulde drücken und die in lappigwarmer Milch gelöste Hefe dort hineingeben, 

mit etwas reinem Mehl vermischen und zwei Sanduhren (10 – 15 min.) lang bedeckt am geheizten Ofen gehen lassen. Butter in restlicher Milch leicht erwärmt auflösen und zum Teig geben; Rosinen, Kardamom und die Eier ebenfalls in den Teig geben, ordentlich kneten und wieder gehen lassen, bis der Teig doppelt so groß geworden ist. 

Ruhezeit insgesamt etwa eine Hl. Messe (1 Std.) lang.


Mit sauberer Hand kleine Portionen formen und auf das Backblech geben. In den am Tage vorher mit Buchenholz (!) angeheizten Backofen schieben und bei ordentlich Hitze (180 Grad) 3 Sanduhren lang    (ca. 25 min.) ausbacken.        Fertig! Guten Appetit!


 Der unheimliche Sarg
 

  

Nun eine kurze Anekdote:
In alten Tagen war es auf dem Dorfe üblich, dass man vor der Beerdigung den Sarg mit dem Verstorbenen von Haus zu Haus zur Verabschiedung trug und diesen aus Platzgründen schräg an die Wand stellte, währenddessen den Trägern jeweils ein Schnaps zur Wegzehrung eingeschenkt wurde.

Nach etlichen Hausbesuchen bekam schon mal der Schuh eines Trägers einen Rechtsdrall und wollte nicht mehr so recht in der Spur bleiben.

Als nach Eintritt der Dämmerung der Sarg endlich die Kirche erreichte, soll es einmal vorgekommen sein, dass aus der Holzkiste plötzlich ein lautes

„Ding Dong“ ertönte. 

Hatte man doch aus Versehen beim letzten Besuch die Standuhr mitgenommen.