Die Eifelerzähler 
Margot und Jochen Groß


Beiträge

 

Der Wenkbüggel von Nideggen

Ich bin der Wenkbüggel von Nideggen!
Erst im Jahre 2013 hat man sich meiner erinnert und durch eine
Auferstehung im November zum Leben erweckt. Es war wohl der schönste Augenblick meines Daseins. Ich wurde von einer gut gebauten Dame erweckt, geknutscht und man trug mich auf einer Trage mit lautem Hallo und Gesang durch die Gassen Nideggens. Soviel weiß ich: Mein Dasein dauert nur bis zum Veilchendienstag, der Tag meiner Verbrennung. Doch es war mir immer egal, wollte ich doch nur mein kurzes Dasein in vollen Zügen genießen.

Bei der Damenwelt war ich in ihrem eintönigen, tristen Alltag stets eine willkommene Abwechslung, erwischt wurde ich nie. Gern war ich meiner Familie, die sich die Wenbüggelzunft nennt, verpflichtet und musste für gewisse Anlässe parat stehen. Es fing mit meiner Erweckung an, wo meine Familie es sich danach gut gehen ließ mit Essen und Trinken. Mit dem Gegröle: Hip, Hip Hurra erinnerten sie sich meiner, ich stand etwas vergessen als stiller Beobachter herum und sah dem Treiben zu und bekam „Nichts von den Leckereien“ ab.

Am Karnevalssonntag durfte ich erstmals bei einem größeren Umzug dabei sein. Ich wurde vorn am Zuge platziert, rechts und links verteilte meine Zunftfamilie stolz Kamelle. Nach dem Umzug ging ich wieder leer aus, schlimmer noch, ich wurde einfach in einer Garage abgestellt.
Dann nahte mein Abschiedstag, meine Verbrennung und ich wollte doch noch etwas erleben, heimlich schlich ich ins Städtchen. Nach Erzählungen muss ich wohl mächtig getankt haben, sodass ich tot vom Hocker (wie jedes Mal) fiel und ich somit parat für meine Verbrennung war, die nach altem Brauch in der Nacht zum Aschermittwoch stattfindet, womit der Karneval endet. Ich werde durch die Gassen Nideggens getragen. 
 Auf dem Marktplatz legt man mich auf meine Verbrennungs-Stätte und bevor das Feuer entfacht wird, gibt man mir die Schuld an allem, was in Nideggen schiefgelaufen ist. Ich kann mich nicht wehren, manches stimmt ja auch, den Fisternöllchen mit einigen Damen möchte ich nicht widersprechen.

Nun ist es soweit, es gibt eine schöne lodernde Flamme und die Leute haben ihren Spaß. Erwähnenswert ist noch das traurige Ende meines Vetter Lazarus Stromanus aus Jülich, er wird nach den Anschuldigungen einfach in der Rur versenkt.

Eins möchte ich noch anmerken: Ich werde wieder erweckt, bis dahin hält mich
meine Zunftfamilie bei gewissen Anlässen weiter in Erwartung.


Jecke Zeiten

Am 05. Februar 2013 wurde in der Zeitung in der Rubrik „DIE JECKEN SEITEN“
Folgendes berichtet: Die „Zwei vun Nidegge“ vergessen nichts.
Schon seit ca. 40 Jahren schlüpft Matthias Büchel, später hinzugekommen ist sein
Freund Dr. Eberhard Dittmar, in die Rolle des Berichterstatters. Sie geben in der Stadthalle Nideggen bei der Kappensitzung der KG Burgjecke ihre Recherche bekannt. Kurzweilig blicken sie auf das Jahr 2012 zurück, hier nur einige Schlagwörter:

Der zweischweifige Löwe, historisch falsch, vor Jahrzehnten vom damaligen 

Stadtrat in Unkenntnis der Sachlage beschlossen. Hundesteuer, Fußgängerüberweg
zwischen Post und Burgapotheke und den teuersten Friseursalon Deutschlands
im schwarzen Haus. Dieses benannte man später in „Haus am Tor“ um und es wartet noch bis heute auf eine angemessene Nutzung.
Wo sind die Jecken Zeiten heute in Nideggen? Es geht kein Karnevalzug mehr!
Nix los! Die KG Burgjecke haben nach 111 Jahren Vereinsgeschichte das Zepter in der Session 2019/2020 abgeben und Nideggen fiel in den Aschermittwoch.
Doch hört, was ist das? Etwa Karnevalsmusik? Wir sind im Jahr 2023, an einem stillen Karnevalssonntag in Nideggen.

 Da erblickt man einen kleinen Zug mit schwarz gekleideten Gestalten. Es sind die Wenkbüggel, die tapfer das Brauchtum in Nideggen aufrechterhalten haben. Es werden Kamelle und andere diverse Dinge unter die erstaunten Anwesenden geworfen. Großer Beifall, hatte man doch zu lange diese Töne vermisst. So schlenderte der kleinste Karnevalszug Deutschlands durch Nideggen, mit Karnevalsliedern singend durch die Gassen von Nideggen.

Gott sei Dank! Ein neuer Verein ist hat sich in Nideggen gegründet: „Nika“.
Dieser wird den Karnevalssonntagzug organisieren, bei dem sich, wie man hört,
u. a.  die Wenkbüggelzunft beteiligen wird.
Endlich wieder „Jecke Zeiten“ (Karneval) in Nideggen.